DIE SAGE VON DER GRÜNDUNG DER ST. WOLFGANG KIRCHE IN STANG
 
In alten Zeiten war die Gegend um Stang eine Wildnis, in der auch Wölfe lebten.

Etwa um das Jahr 1200 kam der erste Ansiedler und baute dort sein Haus, wo noch heute das Anwesen Nr.1 steht. Der Mann war fleißig , rodete den Urwald, legte Felder an und bebaute sie. Durch seinen Fleiß brachte er es nach Jahren zu einem gewissen Wohlstand. Aus Dankbarkeit begann er neben seinem Wohnhaus den Bau einer Wallfahrtskirche. Bald erhoben sich die Grundmauern.

 

Dem Teufel war der Kirchenbau nicht recht. Er schloss mit dem Herrgott einen Vertrag . Gelänge es ihm, in der Zeit von Mitternacht bis zum ersten Frühläuten aus dem Mühlhanselgraben einen Felsblock bis auf den Hügel zu bringen und auf die Grundmauern des im Bau befindlichen Kirchleins zu legen, dann könne er sich den Mann holen und mit ihm zur Hölle fahren. Der Teufel glaubte sich schon im Besitz einer neuen Seele, denn er war der Meinung, den Felsblock werde er mit Leichtigkeit auf die Höhe schaffen. Der Herrgott lächelte, denn er wusste es besser. Je höher der Teufel mit dem Stein kam, desto schwerer wurde dieser. Der Teufel schwitzte und war schon müde, dass er eine Weile rastete. Das hätte er nicht tun sollen, denn schon wurde es Licht und der Hahn krähte. Der Teufel machte die letzten Anstrengungen, doch es war zu spät. Die Glocke läutete zum Morgengebet. Der Schwarze hatte verloren. Voll Zorn rollte er den Stein in den Mühlbachgraben, wo er heute noch liegt.

 

Die Kirche wurde gebaut und dem heiligen Wolfgang geweiht. Der Wunsch des Ansiedlers war in Erfüllung gegangen. Der Mann lebte mit seiner Frau und seinen Kindern glücklich und zufrieden. Die Jahre vergingen und er war alt geworden. Als er spürte, dass er nicht mehr lange leben werde, ließ er sich von seinen Söhnen einen Sarg machen, der ihm als Schlafstätte diente. Eines Abends als der Bauer zum Gebet läutete, legte sich die schwarze Hauskatze in den Sarg. Als sich der Bauer niederlegen wollte, sprang die Katze, die in ihrer Ruhe gestört worden war, mit einem Satz aus dem Sarg. Der Alte erschrak so, dass er tot hinfiel.

 

(aus Band II „ Im Wandel der Zeit")